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Metz trotzt Rapport

Der zweite Tag des GRENKE Chess Open begann mit einigen Überraschungen. Die Mitfavoriten auf den Turniersieg, Richard Rapport und Hua Ni, kamen an den Livebrettern nicht über ein Remis hinaus. Hartmut Metz, eher bekannt für seine journalistischen Tätigkeiten, trotzte dem ungarischen Jungstar locker ein Remis ab. Das gleiche Kunststück gelang Makan Rafiee gegen Hua Ni. Halbe Punktverluste mussten auch die Großmeister Arkadij Naiditsch, Ivan Ivanisevic, Benjamin Bok, Jan Werle, Torbjorn Ringdal Hansen und Thal Abergel hinnehmen. Für die Höhepunkte auf der Hauptbühne sorgten insbesondere Chao Li und Alexei Shirov, die ihre Gegner sehenswert in die Schranken wiesen.

Schon zu früher Spielzeit deutete sich heute an, dass es an den Livebrettern die ersten Überraschungen geben wird. Hartmut Metz wählte gegen Richard Rapports französische Verteidigung einen soliden Aufbau und kam nie in Verlustgefahr. Zwischendurch dachte der Kuppenheimer sogar, dass er um den vollen Punkt spielen kann. "Nach dem Damentausch dachte ich, dass ich einen Bauern gewinne, doch ich sah gar nicht seine Springermanöver." Letztendlich war das Material aber stark reduziert und Metz musste nur noch ins theoretische Remis abwickeln.

Metz,Hartmut (2334) - Rapport,Richard (2720)
GRENKE Chess Open 2016, 25.03.2016

Stellung nach 41...Sa7:

 

42.Sxf7 Weiß forciert das Remis. Nach anderen Zügen hätte allerdings auch keine Verlustgefahr bestanden. 42...Kxf7 43.Lxg5 Sc3+ 44.Kd3 Sd1 45.Ke2 Sb2 46.Lc1 Sa4 47.f4 Und nach dem Abtausch des letzten schwarzen Bauern kann Schwarz mit zwei Springern nicht matt setzen. Weiß bräuchte sogar den Läufer nicht. ½-½


Hartmut Metz hatte nicht nur vor der Partie gut lachen

Auf ähnliche Weise kam Makan Rafiee zum Remis gegen Hua Ni an Brett sieben. In einer soliden Caro-Kann-Variante tauschten die Spieler nach und nach Material ab. Es entstand ein Springerendspiel mit jeweils drei Bauern, das eher Rafiee Chancen bot. Er ergriff aber schnell die Chance die restlichen Bauern unter Springeropfer vom Brett zu entfernen und das Remis zu forcieren.

Deutlich besser als Hua Ni machte es sein Landsmann Chao Li. Die Nr. 1 der Setzliste wählte den klassischen Sizilianer und behielt im taktischen Schlagabtausch die bessere Übersicht. Der Schlusspunkt ist sehenswert.

Beerdsen,Thomas (2335) - Li,Chao (2757)
GRENKE Chess Open 2016, 25.03.2016

Stellung nach 37.Dxf7:

Weiß droht 38.Th2# und es gibt tatsächlich nur einen Weg für Schwarz gewinnbringend fortzusetzen. 37...Txb2+! 37...Dh3 hätte 38.Tdd2! mit Schwierigkeiten für Schwarz zur Folge gehabt. 38.Txb2 Dxd1+ 39.Ka2 Da4+ 40.Kb1 De4+ und Weiß gab auf, da Schwarz nach 41.Ka2 mindestens die Damen tauschen kann mit 41...Dc4+ 0-1


Chao Li startet ins Turnier so souverän, wie er letztes Jahr aufgehört hat

Souverän gewann auch Alexei Shirov an Brett acht. Der 43-jährige Lette bestach bei seinem Sieg gegen Melih Yurtseven durch hervorragende Technik.

Shirov,Alexei (2685) - Yurtseven,Melih (2323)
GRENKE Chess Open 2016, 25.03.2016

Stellung nach 34...Sc5+:

35.Txc5! Weiß gibt vorübergehend die Qualität, die er aber schnell zurückbekommt, weil der d-Bauer zu stark wird. 35...dxc5 36.d6 Kf8 37.d7 Lf6 38.Kc4 Td8 39.Sxd8 Lxd8 40.Kxc5 Ke7 41.Kc6 Es stehen zwar ungleichfarbige Läufer auf dem Brett, doch Weiß hat zwei Bauern mehr, einen starken Freibauern und sein König ist sehr aktiv. 41...Ke6 42.Ld5+ Ke7 43.h4

Schwarz ist in Zugzwang. Nach z.B. 43...Kf6 44.Kb7 Ke7 45.Kc8 Lb6 46.Lxf7 Kxf7 47.d8D Lxd8 48.Kxd8 entsteht ein gewonnenes Bauernendspiel für Weiß. 1-0


Alexei Shirov zündet am Brett nicht nur Feuer an

Die 2. Runde sah zahlreiche spannende Partien mit Beteiligung von Titelträgern und viele Partien mit haarsträubender Zeitnot. Um den jeweiligen Rundenbeginn gewährleisten zu können, wird beim GRENKE Chess Open ohne Zeitgutschrift gespielt. Dementsprechend laufen viele Partien bis zum bitteren Ende, wenn ein oder gar beide Spieler kaum noch Zeit auf der Uhr haben. So erging es dem Großmeister Benjamin Bok, der seine Zeit sehr fahrlässig bis auf acht Sekunden runterlaufen ließ. In besserer aber in acht Sekunden unmöglich zu gewinnender Stellung bot er seinem Gegner, der deutlich mehr Zeit besaß, remis an. Elmar Karst aus Heidesheim bewies Fairplay - fast schon selten unter Schachspielern in so einer Situation - und nahm das Remis an. Stark!

Alle Ergebnisse der 2. Runde im Überblick